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Blood on the Clocktower Marathon

Startschuss

Deduktion von links…

Nach einer Durststrecke von fast drei Wochen ging am 21. Mai der große Blood on the Clocktower-Marathon los. In St. Wendel war es noch der übliche Mittwochs-Treff. Am Donnerstag ging eine Sonderrunde im Kultur- und Werkhof Nauwieser 19 los.

…gegen Deduktion von rechts

 

Leider hatten von angemeldeten 9 Leuten, 1 abgesagt und 2 sind einfach nicht gekommen, so dass es mit 6 Spielenden nach Krähwinkel ging. Dies erregte die Aufmerksamkeit von Markus und Renata, so dass wir nach der erfolgreichen Hinrichtung des Dämons die beiden gleich verhafteten und ein richtiges Spiel nachlegten. Und was soll ich sagen: die beiden Neulinge schlugen sich sehr gut und konnten mit lupenreiner Deduzierung wieder den Dämon finden.

40. KaRoTa

Am nächsten Tag startete die 40. KaRoTa, an der mit drei Spielleitern und 10 Spielen ein neuer Rekord geschafft wurde! Direkt nach der Eröffnung am Freitag startet Marcel die ersten Runden. Am Samstag waren wir so viele Spieler, dass wir in zwei Gruppen parallel spielen konnten. Am Sonntag gab es dann wieder eine entspannte große Runde.

Ist dabei etwas erwähnenswertes passiert? Auf jeden Fall!

André der Philosoph

Am Samstag gab es einer Runde Catfishing – ein fortgeschrittenes aber trotzdem relativ einfaches Skript. Direkt in der ersten Nacht nutzte der Philosoph

Einmal im Spiel, in der Nacht, wähle 1 guten Charakter: Erhalte seine Fähigkeit. Falls der Charakter im Spiel ist, ist er betrunken.

seine Fähigkeit und wurde zum Träumer:

André der Träumer

Wähle jede Nacht 1 Spieler (nicht dich selbst oder Reisende): Du erfährst 1 guten & 1 bösen Charakter, 1 davon ist korrekt.

Das ist eine sehr mutige Entscheidung, denn wäre der Träumer – eine sehr starke Rolle – im Spiel gewesen, wäre dieser danach betrunken. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und so konnte André mehrere Runden lang sehr gute Informationen für das Gute Team gewinnen.

Zumindest so lange, bis das Grubenweib

Wähle jede Nacht* 1 Spieler & 1 Charakter, der er wird (falls nicht im Spiel). Falls ein Dämon erzeugt wird, wird willkürlich getötet.

André das Liebchen

ihn in das Liebchen

Wenn du stirbst, ist 1 Spieler ab jetzt betrunken.

verwandelte, was ihn von einem sehr starken Charakter in einen sehr hinderlichen Charakter verwandelte. Überhaupt war das Grubenweib in dieser Runde sehr aktiv und erfolgreich: bevor sie den Träumer/Philosophen verwandelte, wählte sie den Glücksspieler

Wähle jede Nacht* 1 Spieler & rate seinen Charakter: Falls du falsch rätst, stirbst du.

und machte aus ihm einen Trunkenbold

Du weißt nicht, dass du der Trunkenbold bist. Du denkst, dass du ein Bürger-Charakter bist, aber das stimmt nicht.

Wie leitet man so eine Entscheidung als Erzähler? Normalerweise weckt man den betroffenen Spieler und teilt ihm mit, dass er jetzt einen neuen Charakter hat. Der Betrunkene glaubt aber ein Bürger zu sein, so dass ich ihm einen Bürger zeigen müsste. Ein Grubenweib kann zwar einen Bürger erzeugen, aber macht dies normalerweise nicht, sondern erzeugt Außenseiter, die dem Gutem Team im Weg stehen. Ich kann dem Betrunkenen aber keinen Außenseiter zeigen. Also hab ich entschieden, dass der Betrunkene glaubt, der Glücksspieler zu sein. Da das bereits der Fall ist, habe ich ihn nicht aufgeweckt.

Der Dämon, kurz bevor ihn seine Schergin tötete

Da ihr Dämon mittlerweile bereits arg unter Druck geraten war, wählte das Grubenweib als letzte Amtshandlung sich selbst und machte sich zum Imp.

Wähle jede Nacht* einen Spieler: Er stirbt. Falls du dich damit selbst tötest, wird ein Scherge zum Imp.

Da hierdurch ein zweiter Dämon erschaffen wurde, „wird willkürlich getötet“. Normalerweise bedeutet dies, dass der alte Dämon sowie ein weitere Spieler sterben, damit das Gute Team daraus schließen kann, dass der Dämon gewechselt hat. Jetzt gab es aber nur noch 4 lebendige Spieler so dass wenn 2 getötet werden, das Böse gewinnt. Das geht natürlich auch nicht, so dass es mit dem Tod des Dämons in den letzten Tag ging.

Masterplan

Am Samstag konnte ich an zwei Runden selbst als Spieler teilnehmen. Gespielt wurde „Bad Moon Rising“, eines der Basisskripte, bei dem man Informationen fast nur dadurch erhält, dass Spieler hingerichtet werden, aber nicht sterben, in der Nacht zu viele oder zu wenige sterben oder gar am Morgen wieder leben. Erkennbar ist es am ikonischen Satz „Du wirst hingerichtet und … stirbst nicht!“. Kam es dazu? Leider nicht oder besser gesagt: zum Glück (für mich) nicht: in der ersten Runde war ich die gute Teedame:

Falls deine beiden lebendigen Nachbarn gut sind, können sie nicht sterben.

Kurt, wenn er gut ist

Ich bin direkt am ersten Tag zu meiner linken Nachbarin hin und hatte ein gutes Gefühl, dass sie gut ist. Aber bei meinem rechten Nachbarn war ich mir nicht sicher. Sie war zwar mit einem „Hinrichtungstest“ einverstanden, aber ich meinte dann „besser nicht, denn ich hab kein gutes Gefühl mit dem anderen“. Als dann keine Nominierung zustanden kam, hab ich meinen Fuß vom Schlauch genommen, auf dem ich stand und meinen rechten Nachbarn nominiert. Denn wenn er gut ist, dann stirbt er nicht und wenn er böse ist, trifft es den richtigen. Was soll ich sagen? Genau das ist passiert: mein rechter Nachbar wird hingerichtet, die Nominierung ist erfolgreich – wobei ich fast vergessen habe, selbst die Hand zu heben, da ich das als Erzähler zwar erkläre, aber selbst nie mache. Er wird hingerichtet und … stirbt … und das Spiel ist vorbei, da er der Dämon war!

Das war doch sehr flott, also gleich eine zweite Runde hinterher! Diesmal war ich der böse Strippenzieher:

Falls der Dämon durch eine Hinrichtung stirbt (& das Spiel enden würde), spiele 1 weiteren Tag. Falls dann ein Spieler hingerichtet wird, verliert sein Team.

Von meinem Dämon erfuhr ich, dass der Exorzist als Bluff frei ist:

Wähle jede Nacht* 1 Spieler (1 anderen als in der vorherigen Nacht): Falls du den Dämon wählst, erfährt er, wer du bist & wacht dann heute Nacht nicht auf.

Kurt, wenn er böse ist

Als dieser gab ich mich dann – zusammen mit zwei weiteren Rollen, die nichts erfahren – aus, was geglaubt wurde. Aber dann kam der Hammer für das böse Team: mein Dämon hat sich verplappert und wurde prompt nominiert. Sofort witterte ich unsere Chance, dass am Anfang die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass ein guter Spieler hingerichtet wird. Also fleißig gegen meinen Dämon argumentiert, ebenfalls die Hand gehoben – die bösen Blicke meines Dämons waren Gold wert – und hinfort mit ihm! Am zweiten Tag habe ich mich selbst auch verplappert und zwei Spieler genannt, die ich als vermeintlicher Exorzist gewählt hätte – aber der Exorzist wacht in der ersten Nacht nicht auf, so dass dieser Bluff geplatzt wäre. Glücklicherweise hatte mein Gegenüber das kleine Sternchen hinter jede Nacht* auch übersehen und beim zweiten Gespräch konnte ich „korrekt“ lügen. Damit konnte mein böses Spiel seinen Lauf nehmen: ein anderer Spieler war verdächtig und ich tat mein bestes, um den Verdacht zu verstärken. Prompt wurde er nominiert und bekam genug Stimmen. Leider nominierte er dann zurück, aber glücklicherweise einen weiteren guten Spieler. Jetzt nur kein Unentschieden, da sonst diese abscheulich guten Spieler gewinnen! Wie bekommt man das hin? Mit einem souveränen „Bei Bad Moon Rising bekommt man nur Informationen, wenn einer hingerichtet wird und dann stirbt oder nicht stirbt. Deshalb sollten wir auf jeden Fall einen von beiden hinrichten.“ Einvernehmliches Nicken der übrigen Spielenden und ich musste mein Grinsen krampfhaft unterdrücken. Es gab dann auch weniger Stimmen, der erste Spieler wurde hingerichtet und mein teuflicher Masterplan ging mit einem Sieg des Bösen Teams auf. Muahahahaha!!!

Sehr beliebter Empath mit vielen Tokens dran

Aber wie heißt es so schön? Nach dem Hochmut kommt der Fall! Bei den weiteren Spielen des Tages wurde ich dauervergiftet und konnte damit keinen sinnvollen Beitrag leisten. So etwas passiert regelmäßig allen Spielern, die etwas lauter oder erfahrener sind: sie werden in der Nacht bevorzugt ausgewählt und als Spielleiter muss man dann schauen, wie man die ganzen Erinnerungstokens an dem einen Charakter-Plättchen unter bekommt.

Stress, Stress, Stress

Leider war nicht alles schön an diesem Wochenende: Nach 6 Stunden spielen gab es nicht nur bei den Erzählern Ermüdungserscheinungen, sondern auch bei einigen Spielern. Konkret wurden Spieler unnötig laut und aggressiv gegenüber Mitspielenden. Dies können und werden wir als Erzähler nicht tolerieren! Am Ende des Tages ist alles nur ein Spiel und jeder darf das Spiel so spielen, wie er es selbst mag. Natürlich kann das Dorf die Bösen leichter identifizieren, wenn „die Informationen fließen“ und natürlich sollte ein Dämon seine Schergen unterstützen. Aber nicht nur neue Spieler vertrauen nicht allen und wichtige Informationen in den falschen Händen kann ein Dorf schnell dem Untergang weihen und ein Dämon, der zu viel mit seinen Schergen spricht, macht sich sehr verdächtig. Deshalb hier nochmals der offizielle Hinweis, den ich allen neuen Spielern vorlese:

Sei nett. In diesem Spiel geht es um Täuschung und Betrug, also behandele andere bitte mit Respekt und Rücksicht. Töte mit Anstand und stirb mit Würde.

Wir wollen alle Spaß am Spiel haben und man sollte auch ein guter Verlierer sein. Denn nur wenn man auch verliert, weiß man seine Siege richtig zu schätzen. Die meisten Runden entscheiden sich in den letzten 30 Sekunden. Wer sich den Spaß der vergangenen Stunden dadurch verderben lässt, dass es in der letzten Minute schlecht lief, für den ist Blood on the Clocktower leider nichts und wahrscheinlich die meisten anderen Spiele auch nicht. Ich werde agressives Verhalten anderen Spielern gegenüber nicht tolerieren und lieber eine Runde abbrechen, als dass sich Spieler deshalb unwohl fühlen.

Sonntagskaffee

Nach dieser eher unangenehmen Erfahrung ging es am Sonntag mit frischer Energie und frischen Spielern weiter: wir durften zwei erfahrene Werwolf-Spieler in unserer Runde begrüßen. Diese bekamen mit der Scharlachroten Frau

Falls 5 oder mehr Spieler leben & der Dämon stirbt, wirst du zum Dämon. (Reisende zählen nicht)

und der Jungfrau

Wenn du zum 1. Mal nominiert wirst: Falls der Nominierende ein Bürger ist, wird er sofort hingerichtet.

direkt zwei sehr starke Charaktere zugelost. Und ich muss sagen, sie haben beide diese Rollen sehr gut genutzt und sie für gutes Deduzieren und hinreichende Verwirrung genutzt. Und das in einem Spiel, in dem sich mehrere Spieler zu 100% sicher waren, dass sie mindestens betrunken, aber wohl auch vergiftet sind. Gleichzeitig! Hut ab vor dieser tollen Leistung!

Bibliothekare und Bomben

Nach diesem Wochenende mit 10 Runden war erst mal ein Tag Pause, bis es am Dienstag in der Stadtbibliothek Saarbrücken weiter ging. Wieder mit zwei Runden parallel und einem herrlichen letzten Tag, an dem alle drei Spielerinnen höchstverdächtig waren und quasi jeder Spielende seine eigene „wasserdichte“ Theorie, wer denn jetzt genau der Dämon ist. Also genau das „Disney-Ende“, was man sich als Erzähler wünscht.

Nach dem Spiel ging es vor der Bibliothek übrigens weiter, aber nicht mit Blood on the Clocktower, sondern mit Two Rooms and a Boom. Auch hier gibt es zwei Teams – blau und rot – mit unterschiedlichen Ziele, aber es spielt sich sehr flott: nach 6 Spielminuten ist der ganze Spuk schon wieder vorbei. Die Regeln sind sehr einfach und als Spielmaterial reichen zwei Tokens sowie ein paar reguläre Spielkarten. Leider gibt es das Spiel nur auf Englisch und Französisch zu kaufen, so dass es eher schwierig ist, den Erfinder zu unterstützen. Aber ich finde es ist ein sehr gutes Spiel, was man als „Eisbrecher“ bei Gruppenveranstaltungen spielen kann.

Blood on the Clocktower To Go

Das Blood on the Clocktower Notfallkit fürs schnelle Spiel unterwegs…

Damit war eigentlich eine kurze Verschnaufpause im Marathon geplant. Eigentlich. Denn nachdem man als nichtsahnender Erzähler im Dragonlord Games Saarbrücken eine kleine Runde Abgrundtief gespielt hat – jaaa, das mit den verstecken Bösen liegt mir – wird man einfach so von der Seite angehauen „du Kurt, könntest du nicht eine kleine Runde leiten???“. Und ja, mein „Notfallkit“ war vom Wochenende noch im Spielerucksack, so dass wir das tatsächlich konnten. Gespielt wurde zum ersten Mal in dieser Runde mit dem Vortox

…sorgt für glückliche Spieler.

Wähle jede Nacht* 1 Spieler: Er stirbt. Fähigkeiten von Bürgern liefern falsche Informationen. Falls an irgendeinem Tag keiner hingerichtet wird, gewinnt Böse.

Leider war dieser wohl doch etwas zu schwer für die Runde. Obwohl der eine Aspekt „wir müssen jemanden hinrichten!!!“ schnell klar war, ging der andere Aspekt „alle bekommen falsche Informationen“ irgendwie unter. Denn niemand kam auf die Idee, die gewonnen Erkenntnisse einfach umzudrehen, um die Dämonin eindeutig zu identifizieren. Damit wurde es ein Start-Ziel-Sieg für das Böse Team, was auch eher selten vorkommt. Mich hat das Spiel so sehr mitgenommen, dass ich nicht mehr wusste, wo mein Auto geparkt war…aber Tobi konnte das alles ausgleichen, vielen Dank dafür!

Samstag: Brett & Bohne

Der große Abschluss des Marathons gab es am Samstag bei Akif im Brett & Bohne in Homburg. In der ersten Runde durfte ich selbst mit deduzieren, war aber als Wahrsagerin

Wähle jede Nacht 2 Spieler: du erfährst, ob 1 davon der Dämon ist. Es gibt 1 Guten Spieler, der dir als Dämon erscheint.

eher für Verwirrung, als für Auflösung zuständig, da ich in der ersten Nacht direkt die falsche Fährte erwischt habe und danach gezielt vergiftet wurde – hatte ich schon erwähnt, dass laute Spieler bei der Vergiftung besonders bevorzugt werden? Trotz meiner Widerstände haben wir den Dämon hingerichtet und das Gute Team gewann. Deshalb die richtige Entscheidung, mich lieber erzählen zu lassen und mit 15 Spielenden ein großes Catfishing loszutreten. Das Skript machte seinem Namen alle Ehre, denn alle logen, was die Balken her gaben. Darüber hinaus bereiteten sie mir in der Nacht arges Kopfzerbrechen, denn die Spielenden schafften es mal wieder, dermaßen verkettete Wechselwirkungen zu erzeugen, dass ich jede Nacht wild am Token umsortieren war.

Im Ergebnis war das Spiel dermaßen auf Messers Schneide, dass das Böse Team mit einem grandiosen „alle 4 lebendigen Spieler sind böse“ hätte gewinnen können. Aber leider hatte die Schwarze Witwe gegen Ende das 15- Spieler-Grimoire nicht mehr komplett im Kopf, der Pate wollte in einer Nacht niemanden töten und der Fang-Gu fand einfach keinen Außenseiter. Dazu kam noch das Pech, dass niemand den nominierten Paten töten wollte und stattdessen der Fang-Gu hingerichtet wurde.

Damit endete der Blood on the Clocktower Marathon. Mir hat es sehr viel Spaß bereitet und ich hoffe euch auch!

Kurt Huwig:
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